Karls neues Weihnachts-Feeling

Er war gerade frisch geschieden und das bescheuerte Weihnachten stand mal wieder vor der Tür. Er hatte es noch nie gemocht, diesen ganzen Kitsch, das Getue und Gewese um diese aufgesetzte Freundlichkeit der Leute, den Konsumterror und diesen omnipräsenten Weihnachtsmann. Beim Anblick von opulent geschmückten Weihnachtsbäumen zuckte er nur noch innerlich zusammen und hätte am liebsten daneben gekotzt.
Er hatte nicht nur eine Frau, sondern auch Kinder gehabt. Die lebten jetzt solange bei ihr, dieser Bitch, bis das Gericht sich entschieden hatte, ob und wann er auch mal Sorgerecht bekäme. Diese Frau hatte ihm mit einem Schlag alles genommen und auch, wenn sie als Familie früher alles hatten, war ihm doch im Moment nicht viel davon geblieben. Ein verstecktes Konto in der Schweiz konnte er gerade noch so vor ihr und ihrem hyänenhaften Anwalt verstecken, bevor sie seine anderen eingefroren hatten. Wahrscheinlich bumste der Arsch sie auch noch. Zuzutrauen wäre es ihr.

Ein Weihnachten für Karl allein

Er schnaubte und spuckte verächtlich auf die Straße, etwas, was er noch nie getan hatte. Jetzt wurde es mal Zeit für sich selber, dachte er sich. Er würde sich ein Weihnachten gönnen, wie es ihm passte. Keine Kinder, die ihn am Weihnachtsmorgen weckten und noch einem durch die Innenstadt und die Geschäfte schleiften. Keine Frau, die anfing zu nörgeln, sobald sie die Plätzchen nicht richtig hinbekam. Aber wie sollte sie auch? Er bezahlte ja schließlich das ganze Jahr über ein Dienstmädchen, die kochte und sich um die Kinder kümmerte, während er am Schreibtisch saß und seine Frau Golf und Tennis spielte. Und wahrscheinlich alles fickte, was nicht bei drei auf den Bäumen war.
Wie konnte er nur so dumm gewesen sein, dass all die Jahre mitzumachen. Nie hatte er eine Affäre gehabt, nie war er auf Auslandsreisen wegen der Arbeit mit seinen Kollegen ins Bordell gegangen. Chancen hatte er viele und seine Kollegen hatten ihn schon deshalb verarscht. Du bist ein Mann, haben sie ihm gesagt. Und Männer gehören in den Puff, haben sie ihm gesagt. Und langsam glaubte er sogar, dass sie verdammt Recht damit hatten.

Der Gast an der Bar

Heute war also wieder Weihnachten und er lief ohne Ziel durch die Innenstadt. Er konnte diese aufgesetzten glücklichen Gesichter um ihn herum aber einfach nicht mehr ertragen. Und zum ersten Mal in seinem Leben ging er in eine Bar, obwohl es noch hell draußen war. Hier saßen nur noch ein paar Barfliegen an der Theke, Männer wie er, die in ihr Glas starrten.
Er wusste gar nicht, was er bestellen sollte? Was trinkt ein Mann in seiner Situation am Weihnachtstag um diese Uhrzeit überhaupt? Er studierte die Karte und entschied sich für einen White Russian. Einen doppelten.
´Eine ausgezeichnete Wahl, Bruder´ meinte der Gast neben ihm.
´Danke. Hab´ ich aber noch nie getrunken´ meinte Karl.
´Was treibt Dich hier her, Bruder?´ fragte ihn der andere. Karl mochte es irgendwie, dass er ihn Bruder nannte und klärte ihn auf, weshalb und warum er um 5 Uhr am Weihnachtsabend hier saß und Cocktails trank, dessen Namen er vorher noch nie gehört hatte. Und mit jedem Glas fühlte er sich wohler.
Angeheitert fand sich Karl wieder und hatte eine Nutte auf dem Schoß. Der Gast, der Karl seinen Bruder genannt hatte, hatte ihn mit in den besten Puff der Stadt genommen. Karl sah sich um. Zwar hatten die Huren alle diese dämlichen Weihnachtsmannmützen auf, aber wenigstens konnte er keinen geschmückten Baum sehen.
Die Nutte auf seinem Schoss fühlte sich gut an. Weich wie samt war ihre Haut, aber fest ihr Fleisch. Dann nahm sie ihn an der Hand und zog ihn sanft auf ein Zimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Und genau hier bekam Karl den ersten Blow Job seines Lebens und in dem Moment als er im Gesicht der Nutte kam dachte er sich, dass das das beste Weihnachten seines Lebens war. Und dann lächelte Karl wieder.